Patrick Eisemann, Profi-Rennfahrer

Motorsports: Porsche Mobil 1 Supercup Test Barcelona 2015,

Patrick, du bestreitest momentan eine ziemlich erfolgreiche Saison als Profi-Rennfahrer. Angst abzuheben?

(lacht) Nein. Warum sollte ich? Ich bin ein bodenständiger Typ.

Seit knapp einem Jahr arbeitest Du mit einem Mentaltrainer zusammen. Warum?

Das hat einen ganz einfachen Grund: Ich will mich ständig weiterentwickeln, auf allen Ebenen. Also habe ich mich vor dieser Saison entschieden, mich auch mental neu aufzustellen. Ich habe gemerkt, dass ich in diesem Bereich, und auch insgesamt zwei, drei Schritte nach vorne gemacht habe.

Kannst du das genauer erläutern?

(lacht) Aber klar doch. Mein Ziel ist es, noch professioneller zu werden. Ich habe mein komplettes Umfeld verändert, auch meine Betreuer und das gesamte Team. Ich habe mich im Winter perfekt auf die neue Saison vorbereiten können. Sowohl mental, als auch körperlich.

Und warum dann zusätzlich einen Mentaltrainer?

Weil er eine wichtige Stütze für mich ist. Er steht immer hinter mir und schaut, dass es mir gut geht. Egal in welchen Lebenslagen – auch abseits von der Strecke.

Kannst du ein Beispiel für eine solche Stütze nennen?

Ich gebe Dir gleich zwei. Zum einen lief bei mir der Supercup-Test nicht so, wie er hätte laufen sollen. Ich habe angefangen an mir zu zweifeln, das war alles andere als ein einfacher Moment für mich. Also habe ich das Gespräch mit meinem Mentaltrainer gesucht. Der hat mich in kürzester Zeit wieder aufgebaut – und für mein nächstes Rennen motiviert.

Und das zweite Beispiel?

Mein unglücklicher Ausfall in Silverstone! Da habe ich mich drei Runden vor Schluss zu einem Fehler verleiten lassen. Danach war ich natürlich am Boden zerstört und total frustriert, dass es nicht mit meinen ersten Punkten im Porsche Supercup geklappt hat. Da war es unheimlich wertvoll, dass ich einen Mentaltrainer hatte, der mit mir gearbeitet hat.

Bringt dich dein Mentalcoach auch außerhalb des Sports als Mensch weiter?

Definitiv! Und zwar in allen Belangen. Alles wird abgesprochen: Wie geht es weiter? Wo geht es hin? Welche Termine nehmen wir wahr? Auf was legen wir Wert? Auch wenn bei mir private Probleme auftauchen, lasse ich mich beraten und tausche mich mit ihm aus.

Klingt so, als wärest du mit der Zusammenarbeit ganz zufrieden. Würdest du einen Mentaltrainer auch weiterempfehlen?

Ja, auf allen Fall. Ich kann nur für mich und den Rennsport sprechen. Prinzipiell empfehle ich jedem einen Mentaltrainer, der das Ziel hat im Motorsport einen professionellen Weg einzuschlagen – und vom Motorsport dann auch leben will.

Wo siehst du die Schwierigkeiten in deinem Sport?

Es ist nicht einfach, den Motorsport mit seinem Privatleben zu verbinden. Man ist ständig unterwegs, hat viele Monate des Jahres keinen strukturierten Alltag, kein Zuhause. Deswegen ist eine Stütze wichtig, die einem zeigt, wie der Weg funktionieren kann.

Was sind deine Ziele für die Zukunft? Wo soll das Mentalcoaching hinführen?

Ich möchte vom Motorsport leben können. Deshalb habe ich ein klares Ziel: einen Werksvertrag zu bekommen. Eventuell in der DTM – aber das kommt natürlich auch darauf an, wo sich Türen öffnen beziehungsweise wo man selbst hinmöchte.

Glaubst du, dass dir das gelingen kann?

Natürlich gehört auch immer etwas Glück dazu, aber ich glaube an den Erfolg. Den kann und muss ich mir hart erarbeiten, das ist klar. Und das ist auch meine Motivation: sich Tag für Tag mit den besten Fahrern zu messen, um dann natürlich wieder neuen Antrieb zu finden. Deshalb habe ich anfangs ja auch gesagt, dass ich professioneller werden möchte – auch durch meinen Mentaltrainer.