Timo Hildebrand, deutscher Profi-Fußballtorwart

Timo, Wie wichtig ist es, im Profifußball mental fit zu sein?

Timo VFBHildebrand: Ich denke, genauso wichtig wie bei jedem anderen „Nicht Profi“ auch. Jeder Mensch kennt es ja, mental in einer schlechten Verfassung zu sein. Und als Fußballprofi ist man ja auch nur ein Mensch. Wie bei jedem Menschen leidet dann alles darunter, der Job, das Umfeld, die Freundschaften und man selbst am allermeisten.


Und bezogen auf den Job Fußballprofi?

Hildebrand: Nun, da kann man sich das eben nicht leisten, ohne umgehend negative Konsequenzen zu haben. Als Fußballprofi steckst du in einem Rad, es ist hektisch, immer geht es weiter und es gibt immer einen, der gerne auf deinen Platz möchte – das ist ok und macht es ja zum Profisport. Und wenn da der Kopf nicht mitspielt oder sogar im Weg steht, dann kannst du auch deine Topleistung nicht abrufen und dann übernimmt das eben ein anderer, der das in diesem Moment kann. So sind die Regeln.


Und dann?

Hildebrand: Dann sollte man diese Negativspirale möglichst schnell umdrehen und in die Reflektion gehen, um mental wieder in einen optimalen Zustand zu kommen. Sobald das geschafft ist geht es dann auch wieder bergauf und es kann wieder erfolgreich weiter gehen!


Du sagtest „Umdrehen“ – geht das denn so einfach?

Hildebrand: Wenn man weiß, wie, dann schon. Es gibt Techniken und Methoden, mit denen man sehr gezielt seinen mentalen Zustand beeinflussen und verbessern kann. Aber die sollte man eben kennen und auch herausgefunden haben, welche bei einem persönlich am besten funktionieren.


Woher kennst Du diese Techniken?

Hildebrand: Vieles kann man aus Büchern erfahren und von dort habe ich auch vieles kennengelernt. Aber letztlich ist das, was man dort liest nur Theorie. D.h. man versteht, was dort steht, aber deswegen kann man es noch nicht umsetzen und wirken kann es so eben nicht. Besser ist es, sich einen Experten zu suchen der einem in mentalen Fragen mit Rat, aber vor allem auch mit Tat zur Seite steht und einem all das beibringt.


Also, einen Coach?

Hildebrand: Ja, z. B. oder man eignet sich diese Fähigkeiten in entsprechenden Seminaren oder Veranstaltungen an. Wenn man die Zeit hat und flexibel ist.

Hast Du einen solchen Experten?

Hildebrand: Ja, mein Coach ist Mirko Irion, der immer, wenn notwendig, für mich da ist und mich dabei unterstützt, möglichst schnell wieder in eine optimale mentale Verfassung zu kommen.


Was ist aus deiner Sicht beim Coaching wichtig?

Hildebrand: Neben der fachlichen Kompetenz und ausreichender Erfahrung des Coaches muss vor allem die Chemie stimmen. Wenn es menschlich nicht passt, kann auch kein Vertrauen entstehen, welches aber zwingend notwendig ist. Es ist eine sehr persönliche Beziehung.


Begleitet Dich dein Coach zu jedem Spiel.

Hildebrand: Nein, der hat ja auch noch anderes zu tun (lächelt). Das ist aber auch nicht nötig. Er agiert aus dem Hintergrund und stärkt mir den Rücken. Wenn es mal hart auf hart kommt, kann ich mich auf ihn verlassen und jederzeit Kontakt zu ihm aufnehmen.


Und das passiert oft?

Hildebrand: Eigentlich nicht – es ist eben wie es im Leben ist. Monatelang läuft alles wie geschmiert und dann landet von irgendwo her ein Knüppel zwischen deinen Beinen, der dich ins Straucheln bringt. Das kannst du Dir als Profi aber nicht lange erlauben und deshalb ist es dann gut, wenn ein gleich dein Coach da ist.


Wann war Coaching oder Mentaltraining für Dich persönlich wichtig?

Hildebrand: Immer dann, wenn die Dinge nicht so liefen, wie es eigentlich gut für mich gewesen wäre – und vor allem dann, wenn alle notwendigen Erfolgskriterien eigentlich vorhanden waren. Dann beginnen natürlich die Gedanken, sich im Kreis zu drehen und dass kann schnell zu einer gefährlichen Negativspirale führen.


Und konkret?

Hildebrand: Konkret hatte ich z.B. in Lissabon genügend Zeit, um mich mit mir und meinem Leben als Profisportler auseinanderzusetzen. (*zwinkert lächelnd)


Wem würdest Du Mentaltraining mit deinem Coach empfehlen?

Hildebrand: Eigentlich jedem. Denn ich glaube, jeder kennt Situationen im Leben, wo einem der Kopf alles schwer macht. Und wenn man das ändern will, muss man es da ändern, wo es beginnt – im Kopf, dann beginnt auch alles im Außen wieder besser zu laufen!